Bei der Atemkontrolle (engl. breath control) oder auch Atemreduktion wird entweder die direkte Luftzufuhr oder nur die Sauerstoffzufuhr eingeschränkt. Die Domina beherrscht und kontrolliert, was, wie viel und ob der Sklave überhaupt atmen darf. Auch die Kontrolle der Sauerstoffzufuhr zum Gehirn fällt in den Bereich Atemreduktion, lateinisch Asphyxie.
Da durch die bewusst herbeigeführte Atemreduktion ein lebensnotwendiges Grundbedürfnis manipuliert wird, bitten wir Sie inständig, die Warnungen am Ende des Textes gründlich zu lesen und in einer Atemreduktions-Session unbedingt und immer zu berücksichtigen!
Smothering wird in der Erotik meist in Verbindung mit Facesitting verwendet, heißt aber aus dem Englischen übersetzt wörtlich ersticken, steht also eigentlich für alle Atemreduktions-Spielarten.
Themenpunkte:
- Motive für Atemreduktionsspiele
- Kontrolle und Reduktion der Frischluft
- Kontrolle und Reduktion der Sauerstoffzufuhr zum Gehirn
- Ersticken
- Knebelung
- Masken
- Bagging
- Brustkorb-Einengung/Korsettierung
- Würgen, Drosseln, Strangulation
- Karotis-Sinus Reflex
- Ertrinken / Drowning
- Chemische Mittel
- Suggestion
Beachten Sie unbedingt die Gefahrenhinweise !
Motive für Atemreduktionsspiele
Die Domina hat bei der Atemkontrolle mehr Macht als bei anderen SM-Spielarten, denn sie besitzt hier die Verfügungsgewalt über Leben und Tod. Im Gegenzug dazu ist der Sklave ihr völlig ausgeliefert - er legt sein Leben so real wie nirgends sonst im BDSM-Bereich in ihre Hände.
Voraussetzung für Atemreduktions-Sessions ist absolutes Vertrauen und gegenseitiges Einverständnis. Für manche ist neben dem totalen Dominanz / Unterwerfungs Inhalt auch der Risiko-Trip, solch ein Atemspiel eventuell nicht zu überleben, das Reizvolle. Bei anderen hingegen wird durch den mangelnden Sauerstoff und die damit einhergehende Unterversorgung im Gehirn und Körper, der ultimative Kick ausgelöst. Der Sklave empfindet einen orgiastischen Zustand wie im Rausch, ähnlich wie es Taucher in der Tiefe oder Bergsteiger in großen Höhen erleben können.
Manch einer beschreibt diesen Rausch sogar als genussvoller als jeden herkömmlichen Orgasmus. Einige wenden Atemreduktion auch als Vorspiel an, um einen noch intensiveren Orgasmus zu erleben
Kontrolle und Reduktion der Frischluft
Wird über Mund, Nase, Luftröhre oder Lunge dem Körper die frische Luft entzogen, vollzieht sich die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn und zum Gesamtkörper langsam. Alle Organe können hiervon beeinträchtigt werden. Der Euphorie-Effekt tritt kaum oder nur zögernd ein. Allerdings wird das Macht- und Ausgeliefertsein-Gefühl sehr stark empfunden, da die Reduktion sehr bewusst und gemäßigt geschieht. Der Sklaven-Körper kämpft irgendwann „automatisch“ gegen die Luftnot an. Der Überlebenswille ist so groß, dass dieser vorherrscht und ggf. zum Abbruch der Atemreduktions-Session führt.
Kontrolle und Reduktion der Sauerstoffzufuhr zum Gehirn
Das Unterbinden der Blutzufuhr (und damit des Sauerstoffs) zum Gehirn z.B. durch Würgen, Zusammendrücken der Halsschlagader oder beim Karotis-Sinus Reflex reduziert lediglich die Sauerstoffversorgung im Gehirn und dies ggf. sehr plötzlich.
Der Rauscheffekt stellt sich schnell ein, da der Körper nicht so schnell gegen die Sauerstoffnot ankämpfen kann, um sich dagegen zu wehren. Andere Organe sind bei dieser Technik nicht betroffen, da das Blut für den restlichen Körper genügend Sauerstoff parat hält. Dauert das Abdrücken lange an, gleitet der Sklave ggf. in die Bewusstlosigkeit.
Die Macht der Domina ist bei dieser Atemreduktionsform sehr groß, da diese Technik sehr schnell zum Tod führen kann, wohingegen das Ausgeliefertsein-Gefühl nur gering empfunden wird, da der Sklave den Vorgang kaum merkt.
Formen der Atemreduktion
Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile und wie immer kommt es darauf an, worauf eine Atemreduktions-Session abzielen soll: eher auf Unterwerfung oder doch mehr auf die körperliche Beeinflussung bis zum Rauschgefühl. Einige Methoden der Atemkontrolle sind beispielsweise diese:
Ersticken
Der einfache Befehl, die Luft anzuhalten, ist ein erstes Erstickungsspiel. Da der Sklave selbst nach Luft schnappt, wenn es nicht mehr geht, ist dies relativ ungefährlich. Beim Hand Over Mouth - kurz HOM - hält die Domina dem Sklaven den Mund zu. Auch hier wird sich der Bottom wehren, wenn er nicht mehr genügend Luft bekommt.
Facesitting und Smothering, wie bei Assworship beschrieben, sind ebenfalls Techniken, um dem Sub eingeschränkt Luft zuzuführen. Beachtet werden sollte hier, dass man den Sklaven schlecht beobachten kann, um seinen Gesundheitszustand zu kontrollieren.
Im Zuge einer Gummierziehung wird auch gern ein Vakuumbett eingesetzt, worüber ebenfalls Atemreduktion durchgeführt werden kann. Entweder komplett oder auch mittels Schlauch oder Schnorchel, um die Luft nur zu reduzieren.
Knebelung
Eine Versklavung per Knebel, der eine Atmung durch den Mund behindert, kann noch durch Nasenklammern verstärkt werden. Als Knebel eignet sich simples Klebeband ebenso wie Tücher aus Seide, Baumwolle, Nikitücker oder Nylonstrümpfe. Ebenso finden Gagballs, Lederknebel, Mundstücke mit Kunstglied, Ball, Pumpe oder Schlauch Verwendung. Gerne werden solche Knebel auch im Rahmen von Petplay eingesetzt. Die Übergänge zu anderen BDSM-Bereichen sind auch bei der Atemreduktion fließend.
Masken
Gasmasken, Leder- oder Latexmasken – auch mit integriertem Atmungsschlauch - verhindern ähnlich wie beim Facesitting eine gute Kontrolle über den Sklaven, da die Herrin sein Gesicht nicht sieht. Gleichzeitig hat dieser Effekt der Anonymität natürlich auch einen größeren Reiz hinsichtlich der Unterwerfung. Anonym und zum gesichtslosen Subjekt degradiert wird dem Sklaven auch noch die Luft genommen.
Bagging
Unter Bagging versteht man Tütenspiele (Englisch Bag = Tüte), in der Regel Plastiktüten, die dem Sklaven über den Kopf gestülpt und wahlweise zugebunden oder zugedrückt werden. Auch mit Frischhaltefolie ist der Bagging-Effekt der Luftreduktion zu erzielen und wird auch gern bei Totalenclosure (Ganzkörpereinwicklung) angewandt. Ebenso möglich sind Bagging-Spiele mit Luftballons, die über den Kopf gezogen werden.
Brustkorb-Einengung/Korsettierung
Nicht nur Nase und Mund können verschlossen werden, um das Atmen zu erschweren oder zu untersagen, sondern auch die Einschnürung des Brustkorbs kann zu einer gemäßigteren Atmung führen wie z.B. bei der Korsettierung.
Sehr einfach und ebenfalls wirksam ist es, wenn die Domina sich auf den Brustkorb setzt oder wie beim Trampling darauf stellt. Auch Spanngurte wie sie im Baumarkt zu finden sind, die mit einer Ratsche immer fester geschnürt werden können, ermöglichen Atemreduktion über die Brustkorb-Einengung.
Würgen/Drosseln/Strangulation
Würgespiele oder Erhängungs-Sessions dienen meist der Atemreduktion mittels Schlagaderkompression am Hals oder mittels Luftröhren-Abschnürung. Durch Erdrosselung mit den Händen, mit Seilen, Schnüren, Nylonstrümpfen oder Tüchern wird es der Luftröhre unmöglich gemacht, weiterhin Frischluft durchzulassen. Spezielle Würgehalsbänder, wie sie im Tierhandel für Hunde erhältlich sind, ziehen sich zu, wenn der Sklave auf allen Vieren kriecht und an der Leine zieht. Sie werden beim Dogplay zur Atemreduktion gern verwendet. Auch im Zuge von Bondage findet Strangulation mit Atemkontrolle statt, um den Sklaven auf diese Art mit seinem Einverständnis zu unterwerfen.
Karotis-Sinus-Reflex
Beim Karotis-Sinus Reflex kommt es zu einer schnellen Absenkung des Blutdrucks. Im Bereich der Halsseite sitzen an der Karotisgabel „Fühler“, die den Blutdruck steuern. Ein Schlag oder Druck auf diese Sensoren hat zur Folge, dass die Fühler vermeintlich meinen, der Blutdruck hätte sich im gesamten Körper erhöht, woraufhin sie veranlassen, dass der Blutdruck und die Pulsfrequenz gesenkt wird. Dies erzeugt eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und hat den Rauscheffekt zur Folge.
Ist die Druckerhöhung auf die Sensoren allerdings zu hoch, kann dies zum Herzstillstand führen. Die Steuerung des Karotis-Sinus Reflexes ist schwierig und sollte nur von medizinisch erfahrenen Herrinnen, und selbst dann unter größter Vorsicht, ausgeführt werden.
Ertrinken/Drowning
Drowning, aus dem Englischen für Ertrinken, beinhaltet alle Atemkontroll-Formen, bei denen der Sklave unter Wasser gehalten wird und ihm so die Luft zum Atmen genommen wird. Dies kann in einem See, Swimmingpool oder Fluss sein, aber ebenso in einem Eimer, der Badewanne oder der Kloschüssel. Manchmal wird Drowning für Toilettensklaven auch einhergehend mit Natursekt angewandt, in den der Sklave untertauchen muss.
Chemische Mittel
Lachgas und Poppers sind in Deutschlang legale, chemische Substanzen, um eine Blutdruckveränderung zu bewirken und somit den Körper mit Sauerstoff unterzuversorgen. Die Dosierung ist hier – wie auch bei allen anderen Atemreduktions-Maßnahmen – entscheidend, denn auch bei diesen Mitteln kann es zu bleibenden Schäden kommen.
Hypnose und Suggestion
Mittels Hypnose, Fantasiereisen oder sogar nur mit Suggestionsbefehlen kann einem Sklaven der Atem genommen werden, ganz ohne Fremdeinwirkung. Dies kann sogar per Telefonerziehung oder SMS-Befehl erfolgen.
So sind Szenarien nur mit der Gedankenkraft erschaffen, in denen man den Sklaven beispielsweise in einen Raum ohne Fenster sperrt und ihm vermittelt, dass die Luft immer knapper wird und nur noch für eine halbe Stunde ausreicht. Per Hypnose kann die Herrin den Sub sogar auf eine Fantasiereise schicken, in der er auch ohne Einsperrung, in einem fiktiven Raum Atemnot erlebt.
Gefahrenhinweise Atemreduktion ist ein risikobehaftetes SM-Thema.
Ohne ausführliches Hintergrundwissen und Risikominimierung, sowie entsprechende Vorsichtsmaßnahmen sollte sich weder eine Domina noch ein Sklave auf Atemspiele einlassen!
Autoerotische Atemspiele, also selbst durchgeführte Atemreduktionen, sind die gefährlichsten SM-Varianten und es ist dringend davon abzuraten, hier zu experimentieren. Bei Vorerkrankungen, Herzschwäche, Kreislaufinstabilität usw. ist von Atemreduktion ebenfalls abzuraten.
Stets sollten sich alle Beteiligten der Gefahr bewusst sein, dass Atemspiele den Tod zur Folge haben können. Neben dieser großen Gefahr können aber auch andere Auswirkungen auftreten wie:
- starke Kopfschmerzen direkt nach einem Atemspiel oder erst am nächsten Tag als Folge mangelnder Sauerstoffzufuhr
- mangelnde Zurechnungsfähigkeit und Reaktionsbeeinträchtigungen, weshalb bei Arbeiten an Maschinen, im Straßenverkehr usw. besondere Gefahr droht
- dauerhafte Schädigung von Gehirn oder Organen, die zu schweren Krankheiten oder Behinderungen führen können
- Folgeerscheinungen, die im Zusammenhang mit mangelnder Sauerstoffzufuhr auftreten können, z.B. Erbrechen und Gefahr des Erstickens am Erbrochenen, ph-Wert-Veränderung im Blut, Verletzungen durch Krämpfe usw.
- beide Spieler müssen mit dem Atemreduktions-Rollenspiel einverstanden und über die Risiken informiert sein
- Atemspiele niemals in Kombination mit Drogen oder Alkohol durchführen
- keine Atemreduktion direkt nach der Nahrungsaufnahme (Gefahr des Erbrechens wird erhöht)
- den atemreduzierten Sklaven niemals allein lassen
- den Sklaven und sein Befinden unter permanenter, sehr wachsamer Beobachtung halten
- lieber ein Atemreduktionsspiel zu früh als zu spät abbrechen, wenn sich der Zustand des Sklaven verschlechtert oder unangemessen verändert
- ausschließlich Atemspiele anwenden, die innerhalb von Sekunden wieder aufgelöst werden können (Achtung bei komplizierten Bondage-Fesselungen!)
- die Technik der stabilen Seitenlage beherrschen, ebenso wie Erste-Hilfe-Maßnahmen
- stets ein Telefon greifbar haben, um einen Notarzt oder andere Hilfe holen zu können
Diese Hinweise beruhen auf keiner medizinischen, juristischen oder anderweitig gesicherten Grundlage. Es sind lediglich Tipps, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit oder Richtigkeit zu erheben.
Denn trotz hervorragender Sicherheitsvorkehrungen bleibt es fraglich, ob der kurzzeitige Machterfolg, die temporäre Total-Unterwerfung oder der schnelle Lustgewinn eine mögliche langfristige Schädigung oder Todesfolge rechtfertigen.
Letztendlich muss jeder dies selbst entscheiden und die Verantwortung liegt auch bei der Atemreduktion alleinig bei den Beteiligten.